Antizionismus

 

Ich bezeichne mich selbst als Antizionisten, was einer Erläuterung bedarf. Denn der Begriff Zionismus ist vielschichtig (Näheres in Band II meiner Trilogie, Seiten 414 ff.). Vor allem sollte man zwischen pragmatisch defensivem und fundamentalistisch aggressivem Zionismus unterscheiden.

Der pragmatisch defensive Zionismus, der Israel als „Heimstätte“ für weltweit verfolgte Juden versteht, ist moralisch legitim. Der aggressiv fundamentalistische dagegen strebt ein Israel in „biblischen“ Grenzen an und hat – Hauptakteure sind kleine, aber einflussreiche Cliquen in den USA – durchaus Weltmachtambitionen. Im Sinn eines solchen nationalistisch-imperialistischen Zionismus verstehe ich mich als „Antizionist“.

Ich unterstütze also die Herzlsche Idee einer jüdischen „Heimstätte“ und bejahe das Existenzrecht Israels. Heute aber bedeutet Zionismus vor allem eine aggressive Expansionspolitik des Staates Israel, die sich in einer aggressiven Siedlngspolitk äußert. Diesen Unterschied zwischen Zionismus und Zionismus macht im Übrigen auch der Duden.

Antisemitismus ist Judenhass, Antizionismus aber die Kritik an einer aggressiv-nationalistischen Politik. Wenn wir diesen Unterschied nicht machen, diskreditieren wir auch die Mehrheit der jüdischen Weltbevölkerung, die, wie die Mehrheit der Europäer, eine aggressiv zionistische Politik ablehnt.“, meine Antwort auf die Videobotschaft von Jörg Meuthen

Zum Existenzrecht Israels

Zitat aus meiner Schrift vom November 2014 „Die Situation im Nahen Osten“ – Seite 12:

„Mit dem Zweiten Weltkrieg veränderte sich auch die Situation im Nahen Osten grundsätzlich. Das einschneidendste Ereignis war die Gründung des Staates Israel – insofern hoch problematisch, als sie nicht einvernehmlich, sondern gegen den Willen der dort lebenden Araber stattfand. In der Tat geht es um ein gewaltiges Vertreibungsverbrechen an den Palästinensern („Al Nakba“). Dennoch macht es Sinn, heute ohne Wenn und Aber das Existenzrecht Israels anzuerkennen. Man kann altes Unrecht nicht durch neues, mutmaßlich noch größeres wieder gut- oder gar ungeschehen machen. Die Geschichte schafft neue Fakten, die man irgendwann akzeptieren muss, will man die Welt nicht ständig in Brand setzen!“

Sie sehen: Trotz deutlicher Kritik an Israel verteidige ich dessen Existenzrecht ausdrücklich.

Unterscheidung zwischen Juden und Zionisten

Die Unterscheidung zwischen Juden und Zionisten ist nicht zuletzt auch notwendig, um das Ansehen Israels nicht weiter zu beschädigen und damit den Antisemitismus weltweit zu fördern:

In einer E-Mail über den AfD-Verteiler schreibe ich dazu im Juli 2014 an Kreisvorstände und Landesvorstand:

„Besser wäre es, sich an Menschen wie Evelyn Hecht-Galinski und Rolf Verleger zu orientieren, die sich als deutsche Juden und nicht als Vertreter der israelischen Regierung in Deutschland verstehen; und auch hoch an der Zeit, zu unterscheiden zwischen Juden einerseits und Zionisten, d.h. politischen Nationalisten, andererseits. Andernfalls wird von der Bevölkerung zionistische Politik „den Juden“ insgesamt angerechnet und so Antisemitismus wieder eine reale und beängstigende Kraft in Europa.“

Auch in dieser Schrift betone ich in der Zusammenfassung:

Wir sollten uneingeschränkt das Existenzrecht Israels akzeptieren.

Israel könnte auch geopolitisch eine wichtige Rolle spielen; wenn es nämlich seiner Rolle als Gegengewicht zu islamistischen Systemen des Nahen Ostens, z. B. den Saudis, gerecht würde. Derzeit ist das leider nicht der Fall.

Natürlich können wir auch die Expansionspolitik Israels nicht unterstützen, wie sie sich in seiner völkerrechtswidrigen Siedlungspolitik äußert.

Zitat der Tagesschau im Dezember 2012:

Im Bau israelischer Siedlungen in den besetzten Palästinensergebieten sehen Kritiker eines der Haupthindernisse auf dem Weg zu einem Frieden im Nahen Osten. Die Siedlungen machen es unwahrscheinlich, dass sich Israel und ein künftiger Palästinenserstaat auf eine gemeinsame Grenze einigen können.

International wird der Siedlungsbau als völkerrechtswidrig kritisiert.

Schärfste Kritiker israelischer Politik sind oft Juden. Wenn man nicht den Unterschied zwischen „Antisemitismus“ und „Antizionismus“ macht, wären das dann alles „antisemitische Juden“ (siehe dazu auch „Jüdische Stimme“).